Telekom gibt Handydaten weiter und ein Staatstrojaner spioniert uns aus

Sonntag, den 25. Oktober 2020 um 07:10 Uhr Gut zu wissen - Internet & Computer
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Wo steckt der Trojaner? - Grafik (c) Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de[Deutschland] "Ach, na und, was haben wir denn schon zu verbergen?" Das ist der Satz, mit dem sich viele von uns gläsernen Staatsbürgern irgendwie versuchen einzureden, alles wäre in bester Ordnung. Die Aufregung mit der Datenschutzgrundverordnung von 2015 hätten wir uns doch eigentlich sparen können. Denn irgendwie scheinen alle möglichen und unmöglichen Institutionen eine Berechtigung vorweisen zu können, unsere Ausweise zu scannen, die Adresse und Telefonnummer samt Geburtsort zu notieren... und: ob und wann wir wo eine Pizza essen waren.

Hinzu kommen unsere Girokontodaten, die wir beim Einkauf freiwillig rausrücken und obendrein alle kleinen und großen "Gebrechen", die bei Ärzten und Krankenkassen im Computer landen. Der größte Spuk wartet noch auf uns, wenn sich die Kommnen demnächst digital vernetzen und untereinander munter Fakten austauschen bzw. offen und ganz frei zugängliche Daten anbieten.
Guckstu: https://www.heise.de/news/Studie-Offene-Daten-von-Kommunen-koennen-in-Pandemie-helfen-4932572.html

Über alle neugierigen Apps auf dem Handy sowie das Betriebssystem Windows auf dem PC, das hinter unserem Rücken unaufgefordert Updates mit allerlei neuen Featurere installiert, regen wir uns schon lange nicht mehr auf. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir mit unserer Standortdatenfreigabe mithelfen, Staus anzuzeigen.
Mehr dazu: https://www.googlewatchblog.de/2020/07/google-maps-navigation-routenplanung-2/

Ebenso nutzt der iPhone-Konzern die Anfragen nach Wegbeschreibungen in seinen Apple-Karten. Das konnte man schon im September 2020 bei Heise nachlesen:
https://www.heise.de/news/Coronavirus-Pandemie-Google-sammelt-offene-Daten-auf-Github-4906664.html

Dass die Datenkrake Google das abgreift, was wir in die Suchmaschine eintippen, ist längst klar. Dass aber das Unternehmen mit seinem Androidsystem auf Handys Mobilitatsdaten sammelt, um angeblich dem Corona-Virus auf die Spur zu kommen, hat sich noch nicht überall rumgesprochen.

Die Bewegungsdaten werden sogar - einsehbar für alle - auf der Entwicklungsplattform Github veröffentlicht (Germany eingeben!): https://open-covid-19.github.io/explorer/report/?key=DE

Die Telekom steht der Sache nicht nach. Sie übergab bereits im März 2020 unsere Mobildaten der Handys freiwillig und netterweise sogar kostenfrei an das Robert-Koch-Institut - natürlich für diese GUTE SACHE: Zum Aufspüren von Corona-Infizierten: https://www.stern.de/news/rki-will-mit-handydaten-mobilitaet-der-bevoelkerung-messen-9187760.html

Und nun kommt der Klops des Jahres 2020

Mitten in der zweiten Coronakrise bastelt die Obrigkeit stillvergnügt an einem Gesetz zur "Anpassung des Verfassungsschutzrechts" mit ausgiebiger staatlicher Überwachung von uns allen - sogar im privaten Bereich!

Damit sollen das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sowie der Bundesnachrichtendienst (BND) plus alle Geheimdienste von Bund und Ländern auf unseren IT-Geräten heimlich mithilfe der Provider einen Staatstrojaner platzieren dürfen, der u. a. WhatsApp und ähnliches sowie Telefonate und Video-Gespräche über das Internet belauscht. Ebenfalls sollen sie auch in gespeicherte Daten und Mails Einblick bekommen dürfen.

Doch Hilfe naht von F-Secure. Das Unternehmen bastelt ebenfalls - und zwar an einer Killing-Software, die den Staatstrojaner ausschalten soll :-)

Selbst die entsprechenen Nachrichten lesen: https://www.bing.com/news/search?q=staatstrojaner&FORM=NWRFSH

Quelle: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de


Gut zu wissen

Die Datenschutz-Grundverordnung ist eine Verordnung der Europäischen Union, mit der die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch die meisten Datenverarbeiter, sowohl private wie öffentliche, EU-weit vereinheitlicht werden. Dadurch soll einerseits der Schutz personenbezogener Daten innerhalb der Europäischen Union sichergestellt, und auch andererseits der freie Datenverkehr innerhalb des Europäischen Binnenmarktes gewährleistet werden. (Quelle: Wikipedia)